Samstag, 15. August 2009

Samstag, 8.8. Die drei Musketiere und ihre Gefährten -von Felix und Susi

Samstag (08.08.09)
Die drei Musketiere und ihre Gefährten

Es ist der Tag der Abreise und so ziemlich jeder läuft verwirrt durch Zolekas Haus, um seinen persönlichen Kram zusammenzusammeln. Ein seltsames Gefühl begleitet uns alle in den letzten Stunden im Tambo Village. Doch wirklich Zeit hat niemand, um seine Gedanken zu ordnen und vor allem nicht die drei Musketiere, die sich zum Ziel des letzten Tages setzen, sich der Vollendung des Projekts anzunehmen. Felix, Verena und ich machen sich ein letztes Mal zum Kindergarten auf, ein letztes Mal Schlendern durch das Township. Es ist Samstag und somit begegnen wir vielen Bewohnern, die ihren Alltag draußen gestalten. Junge Afrikanerinnen frisieren sich die Haare im Vorgarten, Mütter hängen die Wäsche zum trocknen auf und der Kioskbesitzer kann sich auf einen neuen Berg Getränkekisten freuen, die fleißig gestapelt werden. Dabei begleitet uns Andreas, der mithelfen will, aber eigentlich den Fragen „Hast du dies oder an jenes gedacht“ von seiner Schwester flüchten will. Vielleicht sollten wir diesen Samstag „White Saturday“ betiteln, denn die Rahmenbedingungen (Wetter) scheinen perfekt zu sein.

Auf unserer To-do-Liste stehen Äußerlichkeiten. Das heißt zuerst streichen wir die fehlenden Stellen der Außenwände des Neubaus mit dem Primer, danach nochmal eine weiße Farbschicht und dann legen wir los mit unserer ultimativen Schwamm-Wisch- Technik à la Waldorf los. An dieser Stelle muss nochmal erwähnt werden, dass jeglicher Kritiker, der sich zur Farbwahl äußern möchte, sich in akute Lebensgefahr begibt. Der „White Saturday“ ermöglicht uns sogar die Innenwände des Bürozimmers komplett weiß zu streichen. Am Nachmittag kommen noch Khusta und Simpiwe zur Site und wir betreiben noch bis zur letzten Minute kulturellen Austausch. „To make it nice, you have to do it slowly. Everything hast to be slowly.” Und diese Weisheit demonstriert uns Simpiwe gleich als hervorragender Fensterputzer, der die Scheiben mit sehr viel Liebe poliert.

Um fünf holt Zoleka uns ab. Schon wieder das seltsame Gefühl. Zum letzten Mal der Anblick von Ikwezi Lokusa. Unzufriedenheit schleicht sich ein. Natürlich steht zum Ende hin das Küchen- und Bürogebäude mit einem sehr individuellen Putz, aber so ganz fertig fühlt es sich nicht an. Bevor uns bei Zoleka leere und einsame Räume empfangen, weil sich schon die restliche Truppe Richtung Heim oder Namibia befindet, fahren wir kurz zu Vangatemal und holen Erinnerungsfotos ab. Die Fotos sind ein Stimmungsmacher und unsere Gefährten freuen sich riesig, über die abgedruckten Momentbilder, allen voran Khusta, der jede halbe Stunde erneut zum Stapel greift. Wir sitzen im Wohnzimmer, hören Musik und Spiwe kompensiert auf der Couch seinen Mangel an Schlaf der letzten Wochen. Ich vermute, er träumt von Anna. Wieder denk ich: seltsam. Das Haus so leer, so viel Platz auf der Couch, kein Stromausfall. Die letzen drei Verbliebenen. Aber wahrscheinlich der schönste Abschied.
Die Uhr zeigt neun und Verena und ich müssen los. Die ersten Tränen rollen. Zoleka nimmt uns in den Arm. Ab jetzt läuft alles ganz schnell und unaufhaltsam. Wie kurz drei Wochen doch sein können!

Thembi, Spiwe, Khusta und Felix bringen uns zum Flughafen und Spiwe greift nochmal ganz tief in seine „Entertainment-Kiste“. Der Abschied am Kindergarten von den Teilnehmern war ein anderer. Man weiß, man sieht sich nochmal wieder. Ich will nicht gehen, denke ich mir. Die Tränen rollen nochmal und Umarmungen werden verteilt. Und dann stehen wir ganz plötzlich hinter dem Eingangstor zum Einchecken.

Und jetzt: jetzt sitze ich hier zurück in Deutschland am Computer, neben mir die zweite Tasse Milo und denke seltsam.

Freitag, 7.8. von Khusta

Freitag, 7.8.09 von Khusta

Hahahahahaha! What an experience. It was very funny. Enjoyable, awesome, challenging. One of the best things I liked most about the group, they are determined people they don’t leave the work incomplete, they always make sure everything is thoroughly or entirely complete. Learning was one of their priorities such as language. Even though it was difficult for them but they didn’t quit, others even bought translating books and dictionaries. Physical greeting were the most easiest for all. I stole some cooking techniques from Verena and baking techniques from Rebecca. I still highlight trust even this year, sharing and loving. I don’t think there is something I did not like about them cause they were kind. Felix, Felix, Felix, Felix, Felix, Spijo, Spijo, Spijo, Tedd, Tedd, Tedd were the most funniest pip’s in the group. Another one is Bernd when he awaked girls in the middle of the night at 4:00 am just for only to ask “can I close the door.”. Daphne, Thomas, Suzan, Verena, Felix, Anna, Tedd, Tilly :). Aandy B), Bernd, Anna, Rebecca, Verena, Anne and Solveighhhhhhhhh. Special thanks to all of you guys for the extension of my German vocabulary. I won’t forget you guys wit your amazing characters.

Donnerstag, 6.8. von Bernd K.

6. August 2009 (Donnerstag) ( Bernd ) Es ist morgen. Sehr früh bestimmt, auf jeden Fall zu früh um aufzustehen. Das Licht von draußen bricht scheine noch recht bläulich durch die Vorhänge hindurch, es ist also bestimmt noch dunkel. Also am besten zuerst einmal weiter schlafen. Und noch ein bisschen mehr gesund werden wollte ich ja auch. Aber da sind doch Stimmen. Draußen. Auf dem Flur und in der Küche. Kann das sein?Nochmal ein Blick zum Fenster. Ja es kann. Hinter den dicken Vorhängen wartet dickes, graues regnerisches Tageslicht darauf ins Zimmer gelassen zu werden.Tilli schläft noch. Andreas ist wach. Das Bad ist besetzt. Wie jeden Morgen. Dann eben doch zuerst in die Küche und ein kleines Frühstück aus Joghurt, Jungle Crunch und schwarzem Tee. Die Badtür geht auf – und wird bereits wieder geschlossen, bevor ich mich überhaupt zur Türe hin hatte umdrehen können. Also noch ein Tee und eine Schüssel Müsli. Derweil sitzt ein Teil von uns, unter anderem Thaddäus, Solveigh, Rebecca, Anna und Verena bereits aufbruchbereit und mehr oder weniger ungeduldig bei der Tür. In diesem Moment wird das Bad frei. Draußen wird in dieser Zeit über die bestmögliche Gestaltung des Tages beraten. Anne will, wie Verena am Vortag, zum Friseur. Wir müssen einkaufen. Süßigkeiten für die Kinder, Briefmarken und Postkarten. Und weil ich sowieso noch einen Pullover suchen wollte, gehts' mit Solveigh, Felix und Thembi zur Vangate Mall. Leider gab es dort weder einen Briefkasten noch einen Laden der Briefmarken, geschweige denn Postkarten verkauft hätte. Wir kommen eigentlich nur mit Süßigkeiten zurück und besuchen auf dem Rückweg noch Anne in dem Container, in dem sich der Friseur befindet. Sie wurde in der Zwischenzeit von einem Bekannten der Friseuse gewarnt, nach Möglichkeit lieber nicht alleine nach Hause zu gehen. Als wir zu hause eintreffen ist der Rest auch schon wieder von der Baustelle zurückgekehrt. Der Verputz war durch den Regen immer noch zu feucht um ihn überstreichen zu können. Der Rest des Tages braucht also ein neues Programm. Da fügt es sich wunderbar, dass das District Six Museum schon seit Tagen unseres Besuches harrt und das Wetter auch immer sonniger wird. Unser Bus wird auf halb zwei bestellt, so dass auch die mittlerweile heimgeholte Anne mitfahren kann. Könnte. Beim Einsteigen fällt uns auf, dass weder Zoleka noch irgendein Mitglied ihrer Familie zu Hause zu sein scheint. Irgendjemand von uns muss da bleiben und das Haus hüten. Aber wer? Die Wahl fällt schließlich auf Anne und Verena.Die Übrigen machen sich auf den Weg in die Stadt. Eine weiße Frau kann sich nur mit Mühe an den richtigen Weg zum Museum erinnern. Schließlich sind wir da.Das Museum befindet sich in einem alten Haus aus der viktorianischen Zeit. Drinnen findet sich auf dem Boden eine begehbare Karte des ehemaligen Kapstadter Stadtviertels District Six. Eine Empore aus weißen, gußeisernen Säulen läuft zu jeder Seite des Innenraums, durch bemalte Fenster fällt ein schon fast kirchliches Licht herein. Weiter hinten sind Straßenschilder des District Six zu einer Pyramide aufgebaut. Das ganze Museum vermittelt mit Bildern, Texten und nachgebauten Innenräumen, wie der District Six früher einmal ein – übrigens sehr schöner – Teil Kapstadts' war. Das multikulturelle Zusammenleben in diesem Stadtteil war seiner Zeit für das damalige Südafrika der 60er – 80er Jahre allerdings zu weit voraus. Wo sich Einjeder nur mit seinesgleichen gesellen durfte war kein Platz für Zusammenleben und so wurde der District Six zunächst zur „Whites Only Area“ erklärt und schließlich dem Niveau des Erdbodens angeglichen.Draußen vor der Türe schien mittlerweile die Sonne. Für einen Besuch beim Artverwandten Camp von Mothers Unite schien es allerdings schon etwas zu spät. So entschieden wir uns schließlich für eine, unter anderem auf Einkaufen in der Long Street ausgerichtete Tour durch Kapstadt City. So bekam wir alle nochmal Gelegenheit ins Internet zu schauen, Souvenirs zu suchen und ich nochmal eine Möglichkeit nach meinem schon so lange ersehnten Pullover zu suchen. Dank der Hilfe von Rebecca und Anna wurde ich sogar fündig. Die restlichen Ergebnisse der Tour durch Kapstadt waren der Fund einer deutschen Bäckerei mit original deutschen Muffins zu original deutschen Preisen, das Zusammentreffen mit einer Bettlerin, die gegen Ende unserer Unterhaltung ziemlich ausfallend wurde, der Genuss von Chicken Mc Nuggets und diversen Burgern für Tilli und Internet für den Rest der Gruppe.Schließlich waren wir alle wieder im Auto versammelt und konnten uns auf den Heimweg machen. Zu Hause warteten auf und neben den Daheimgebliebenen auch noch Nudeln, Tomaten, Karrotten und anderes Gemüse auf uns, um von Solveigh und mir zu einem Abendessen bestehens aus Nudeln und Tomatensoße verarbeitet zu werden.Nach dem Essen folgte noch ein kleiner Sitzkreis, bevor wir den Abend bei Lesen und Crunch spielen ausklingen ließen.

Mittwoch, 5.8. von Anna M.

06.08.09

Ich wache auf und mein erster Gedanke ist dass der vor mir liegende Tag kein guter werden kann. Meine Nase ist zu, mein Hals tut weh und den Anderen geht es auch nicht viel besser, einige unternehmen erst gar nicht den Versuch aufzustehen sondern bleiben mit Magenkrämpfen im Bett liegen.
Einige wenige Mutige machen sich auf zur Baustelle, um nachzusehen ob es irgendetwas zu tun gibt. Eigentlich hätten wir richtig viel Arbeit, die Wände des Büros, der Küche und die Außenfassade müssen gestrichen werden, doch durch das schlechte Wetter bleibt nichts anderes übrig als die Toiletten zu reinigen und das Streichen buchstäblich ins Wasser fallen zulassen.
Also bleibt uns nichts anderes übrig als zu Hause zu sitzen.
Einige versuchen durch Schlaf ihre Krankheiten auszukurieren, andere machen sich dran den gewaltigen Berg an Papierkram für die Dokumentation oder Organisationen wie Jugend hilft zu erledigen, auf halber Strecke lässt die Motivation jedoch nach, die Schreibarbeiten werden vertagt und die Aufmerksamkeit wird der zukochenden Kürbissuppe gewidmet (die auch wunderbar geschmeckt hat).
Am Abend werden Berichte geschrieben, Fotos werden selektiert, sogar der Versuch einen Film zu gucken wird unternommen, scheitert aber kläglich.
Stattdessen wird wie immer zusammen gesessen, es wird gelacht, geredet und Spiele gespielt (auf Englisch versteht sich).
Es dauert sehr lange bis einer den ersten Schritt macht und ins Bett geht. Vorher wird noch Sipiwi´s Lunchbox gepackt und Geschirr gespült.
Schließlich gehen alle, ein wenig frustriert von dem unbefriedigenden Tag, ins Bett.

von Anna M.

Donnerstag, 6. August 2009

Fotos




Fotos





Dienstag, 4.8. von Susanne M.

04.08.09

Mal wieder stehe ich um sieben Uhr auf, um stressfrei und in aller Ruhe meinen Morgen zu beginnen. Die Motivation sich so früh aus dem Bett zu reißen ist diesmal besonders groß, denn wenn die fleißigen Arbeiter bis Mittag ihre Aufgaben erfüllt haben, steht Robben Island für das Nachmittagsprogramm an. Auf dieser ehemaligen Gefängnisinsel war Südafrikas erster schwarzer Präsident fast zwei Jahrzehnte inhaftiert, also ein Stück Geschichte, was sich die Hälfte der Gruppe nicht entgehen lassen will, aber entgehen lassen muss.
Warum?
Freundlich werden wir morgens durch eine SMS über den starken Wellengang informiert. Die Fahrt auf der Fähre zur Insel ist also abgesagt. Nun gut, dann werden wir uns eben den ganzen Tag lang den Streicharbeiten widmen.
Der Flur wird weiter vom inoffiziellen Bauchef Felix mit viel Hingabe verputzt und die Außenwände des Neubaus sollen heute die zweite Schicht Farbe erhalten.
Zu Beginn ignorieren wir noch sehr erfolgreich die katastrophalen Wetterbedingungen bis wir einsehen, dass es sogar uns Idealisten nicht gelingen kann die Farbe bei Regen und Wind anzubringen.
Das heißt wir vertagen unsere Arbeit auf morgen. Mal wieder. Wie immer. Wie viele Tage haben wir noch? Ach, ich möchte das lieber nicht wissen. Wir versuchen die Enttäuschung in einen neuerstellten Zeitplan zu verdrängen, der als Mutmacher fungieren soll. Denn große Pläne schmieden können wir weiterhin sehr gut.
Zum schlechten Wetter kommen weitere Krankheitsfälle hinzu, die das Haus zu einer Virussammelstelle umwandeln. Hier ist alles dabei: Bauchschmerzen, Übelkeit, Erkältung und der ein oder andere schlechte Witz über die Schweinegrippe bekommt seine Aufmerksamkeit.
Das Stichwort „Vangatemal“ kann schließlich wieder einige in bessere Stimmung versetzen. Konsum soll bei Frust bekanntlich wahre Wunder bewirken und auch die Herren der Schöpfung können sich gegen das Klischee behaupten und haben am Ende Materielles vorzuzeigen.
Am Abend lassen wir uns von Andreas und Bernd mit Pfannekuchen verwöhnen. Das kleine Festmahl leitet unseren Sitzkreis ein, der unser Bewusstsein für unsere Arbeit und unsere Position für diese drei Woche hier in der Gemeinde zu schärfen. Dabei hören wir gespannt Thembi, Zolekhas Sohn, und Sphiwe, sein Cousin zu, die ihre Meinung zur Nachhaltigkeit des Projekts ausdrücken. Ikwezi Lokusa, als besonderer Kindergarten, gibt Kindern aus der Gemeinde eine Struktur im Alltag, die das soziale Miteinander lernen anstatt ziellos auf der Straße zu spielen. Denn Langeweile kann so manch einen nutzlosen Gedanken wachrufen. Aber nicht nur Zuversicht und Optimismus kommt zum Ausdruck. Thembi äußert sich auch kritisch zu unserer eigenen „Verputzaktion“.
Vielleicht wäre es eine gute Idee gewesen einen Bewohner aus der Gemeinde Tambo Village zu fragen, ob er uns beim Verputzen der Wände hilft. Dies hätte nicht nur zu einer schöneren Gestaltung der Wände geführt, sondern hätte auch zur besseren Verständigung zwischen der Community und unserer Gruppe beigetragen.
Dieses Gespräch hat mich persönlich noch zu vielen Gedankengängen und neuen Fragestellungen bewegt und ich glaube, ich kann für alle schreiben, dass wir uns heute ebenso bewusster geworden sind über die Wichtigkeit und Bedeutung des Perspektivenwechsels.