Montag, 18. August 2008 von Solveigh
Was für ein Tag. Wahrscheinlich ein typischer. Während sich die afrikanische Mentalität jeden Tag aufs Neue als sehr stabil erweist, zeigen wir uns immer flexibler. Ich glaube, wir sind in dieser Hinsicht tatsächlich schon sehr viel besser geworden und lassen uns z.B. von langen Wartestunden nicht mehr stressen: Wenn es wie an diesem Montag nichts zu tun gibt, dann machen wir uns eben einen wunderschönen Nachmittag -wie man ihn sich nur in Afrika machen kann.
Um zu illustrieren: Nach den Erfahrungen der vergangenen Woche pochten wir zuvor auf einen ausführlichen Stuhlkreis und zwar mit Zoleka. Das Ergebnis:
- Ein Team, um den Jungle-Gyms die letzten Schliffe zu geben (die Jungle-Gyms sehen inzwischen wirklich gut aus und sind unser „ganzer Stolz“)
- ein Team, das es sich zur Aufgabe macht, das „Ikwezi Lokusa Educare“-Schild zu entwerfen,
- ein Team, das sich für das Schleifen und Streichen der Fensterrahmen verantwortlich fühlt
- ein Team für das Streichen der Räume
- ein Team für Decken
- ein Team für Böden.
Klingt nach genügend Arbeit, nicht wahr? Die Besprechung hat auch tatsächlich dazu geführt, dass alle zufrieden nach einem schönen Wochenende zu Bett gingen. Naja. Dann heute: Als wir, betont gemütlich gegen halb elf auf der Site ankamen, mussten wir feststellen: Die Räume konnten wegen unfertigen Böden nicht betreten werden: Fenster, Streichen, Decken und Böden fielen also weg. Die Arbeit an den Jungle-Gyms fiel auch schnell weg, weil „Unterlegscheiben“ fehlten und ruckzuck waren wir mal wieder ohne Arbeit. Oben habe ich gesagt, wir würden besser. Z.B. an dieser Stelle: Kaum einer bringt die Energie auf, sich großartig aufzuregen. Einige versuchen die Initiative zu ergreifen und von den Bauarbeitern Informationen über den „Deckenbau“ herauszufinden (dieser Deckenbau ist den meisten von uns zugegebenermaßen ein rechtes Rätsel). Andere erbarmen sich der jetzt schon unglücklich dreinschauenden Pflanzen und gießen sie. Der Rest bleibt einfach in der Sonne sitzen. Um sich nicht völlig tatenlos und viel zu früh auf den Heimweg zu machen greifen wir noch mal zu Eimern, Handschuhen und Schubkarren und säubern das Grundstück. Dabei ist es frustrierend das Gefühl zu haben, den Kindern ihre unzähligen Chips-Tüten hinterher zu räumen. Dass wir unbedingt Mülleimer brauchen wissen wir zwar schon etwas länger, aber irgendwie haben wir es immer noch nicht geschafft. Stattdessen deponieren wir unseren Müll jetzt schon über zwei Wochen auf dem Nachbargrundstück. Anfänglich tat das sicherlich der Mehrheit von uns in der Seele weh. Inzwischen ist die Müllentsorgung „über den Zaun“ zur größten Selbstverständlichkeit geworden (und auch das Wiederaufklauben von Steinen auf dem inzwischen zum beträchtlichen Schutthaufen angewachsenen Müllberg kommt uns nicht mehr komisch vor –die Nachbarn machen das ja auch alle so).
Wie gesagt, tatenloses Rumsitzen lassen wir uns nicht lange gefallen und machen einen weiteren Traum wahr: Für die einen bedeutet das einen weiteren Casino-Besuch im GrandWest und für die anderen (die Mehrheit) bedeutet das einen Besuch auf dem Tafelberg. Und dabei hätten wir uns keinen schöneren Tag wünschen können. Bis wir auf dem Tafelberg ankamen war bereits alles in goldenes Nachmittagslicht getaucht. Die Sicht war sicherlich besser als an jedem anderen Tag und im Gegensatz zum sonst oft kalten Wind, regte sich kein Lüftchen. Schon die Fahrt in der sich drehenden Gondel war ein Erlebnis und gab die Sicht frei auf ganz Kapstadt, die Waterfront, Robben Island, Lion’s Head, Signal Hill und Camps Bay. Es war toll, die vielen inzwischen bekannten Orte wieder zu erkennen. Die Oberfläche des Tafelbergs war erstaunlich eben, geschmückt von vielen gelben Blumen bot sich diese Fläche wunderbar an zum Fotos machen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen