Sonntag, 17. August 2008 von Franziska
Es ist zehn Uhr morgens, die inzwischen eng zusammengewachsene Großfamilie des Workcamps sitzt bei Cornflakes, Milch, Toast und Nutella zusammen. Severin, Sebastian, Franze und Philipp sind schon wieder beim Pokern, der Rest mümmelt noch halbverschlafen auf der Couchecke herum. Dann wird besprochen, was der Plan für heute sein könnte: Entweder geht’s zum Tafelberg (dafür ist es aber eigentlich schon zu spät), oder nach Cape Town rein oder zum Kap der guten Hoffnung und zum Cape Point. Dafür wird sich dann letztendlich entschieden; Solveigh ruft den Partybus an, er meint, er wäre dann in fünf Minuten hier. Solveigh, in einem Anfall von Panik, sagt hastig: „Nein nein, nicht so schnell, vielleicht zwanzig..?“, woraufhin wir ebenso schnell brüllen: „doch doch, sag ihm, er soll unbedingt in fünf Minuten[1] da sein – sonst kommen wir hier ja nie weg!“
Gemächlich ziehen wir uns an, der ein oder andere geht nochmal duschen (heißt, sich in einer Badewanne Wasser aus dem Wasserkocher mit kaltem Wasser zu mischen und sich über den Kopf zu kippen (wobei es jedem Teilnehmer gelungen ist, seine ganz eigene Methode zu entwickeln. Manche duschen im liegen, andere in einer kleinen Wanne, aus der sie die Beine heraushängen lassen, wieder andere setzen bei ihrer Duschaktion gerne das halbe Bad unter Wasser (ich zum Beispiel.)). Die fünf südafrikanischen Minuten ziehen sich exponentiell in die Länge, eigentlich wäre fast noch Zeit für ein kleines Nickerchen. Aber dann spüren wir doch schon den Bass drei Straßen entfernt, der Asphalt bebt förmlich. Also packen wir noch Avuswa, Khusta, Toko und Thembi ein und gondeln über Muizenberg und Simon´s Town nach Cape Point. Aus dem Autofenster können wir Surfer auf mannshohen Wellen sehen, die Sonne scheint, der Tag ist schön.
Vor dem Eingang des Nationalparks wird Avuswa unterm Sitz versteckt und mit Jacken überhäuft – macht gleich mal einen Eintritt weniger. Allerdings bezahlen wir auch so schon ungefähr 72 Euro für alle.
Dann fahren wir durch den Nationalpark, untermalt mit Housemusik, bewundern die Berge und das Blau des Wassers.
Wir halten beim Cape Point, dort spalten wir uns in zwei Gruppen auf: Die einen gehen etwas essen in dem dortigen Restaurant, mit einem wahnsinnig schönen Blick auf das Meer und schwarzen Vögeln, die sich auf dem Sonnendach vergnügen und ab und zu auf den Tisch hüpfen, um Brotkrumen aufzupicken. Die anderen gehen auf einen eineinhalbstündigen Spaziergang zum Kap der guten Hoffnung. Auf dem Weg sehen sie Affen, gehörnte Huftiere (die genaue Bezeichnung fehlt leider aufgrund schwacher Kenntnisse in Sachen Fauna), große schwarze Eidechsen und viele interessante Pflanzen.
Später erklimmen einige noch den höchsten Punkt des Cape Point. Mit einem gigantischen Leuchtturm im Rücken und dem Blick auf den Horizont verschwimmt das Blau des Meers mit dem Blau des Himmels. Ich sehe mich um und betrachte die verschiedenen Berge, die in einander überzufließen scheinen und die ganz ruhig daliegen, während sie von Nebel umwabert werden.
Wir genießen noch einen wunderschönen Sonnenuntergang und machen uns dann langsam auf den Heimweg. Inzwischen sind wir auch die letzten Touristen, die unterwegs sind und das Kap und der Park gehört uns ganz allein. Wir fahren zurück, vorbei an den rauschenden Wellen, den Lichtern der Stadt, begleitet von den Klängen des Partybuses.
Zuhause – nach einem kurzen Zwischenstopp bei einem Supermarkt – essen wir noch, machen Stuhlkreis und besprechen die Arbeit für die nächsten Tage. Zoleka betont noch einmal, wie schön sie das Fest am Samstag gefunden habe, und das freut uns natürlich auch.
Der Abend schreitet voran, wir haben noch unsere Gaudi und dann geht der letzte Sonntag für uns hier bei Zoleka zu Ende.
Franziska Holzapfel
[1] (Überhaupt lohnt es sich, ein Wort über die verschiedenen südafrikanischen Zeitabstufungen zu verlieren:
Das deutsche „jetzt“ entspräche wohl dem – vor allem von Solveigh oft gebrauchten „now now now“, wobei ich das Gefühl habe, dass sich die Südafrikaner um uns herum allmählich daran gewöhnen und sie die Dringlichkeit von Haus aus um zwei Abstufungen herabsetzen. Dadurch rutscht das „now now now“ auch so langsam in die Zeitsparte des „Irgendwannmalvielleichtsodienächstenhalbenstunden“ ab, mit dem Erfolg, dass sich Abfahrten verschieben, wir teilweise etwas länger auf Werkzeug oder andere Materialien warten und einfach mal öfter ein bisschen Zeit dazwischen haben.)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen