Donnerstag, 30. Juli 2009

Samstag, 25.7. von Andreas Borlinghaus

Tambo Village, Samstag den 25 Juli 09 Andreas

Es ist Abend. Wir sitzen im Wohnzimmer und lassen es uns gut gehen. Hier schlürft jemand einen Milo, dort jemand einen Kakao, hier und da sieht man jemanden mit einer heißen Tschokki, oder einem Becher schokohaltigem Heißgetränks sitzen. Im Großen und Ganzen kann man sicher behaupten, dass wir heute viel wegstecken mussten. Wir sind also alle damit beschäftigt unseren Tag zu verarbeiten während wir Spijo und Thembi erwarten.Thembi ist ein Sohn Zolekas, Spijo ist auf irgendeine andere Weise mit der Familie verwandt und lebt zur Zeit hier im Haus. Spijo´s große Gabe ist es, dass ganz Haus durch seine Anwesenheit unterhalten zu können. Doch das Warten sollte vergebens sein. Wie sich herausstellte hatten die beiden die Nacht im Knast verbracht... Ja, das hätte man sich denken. Denn dieser „Black Saturday“ trägt seinen Namen nicht zu Unrecht!

Szene I Samstagmorgen
Workcampteilnehmer und Taxifahrer
Nach einem vernünftigem europäischem Frühstück, bestehend aus diversen gepressten Ceralien, steigen wir in unser Stammtaxi ein (An.d.A: Vermutlich wurde der Hintergrund dieses Vehikels bereits in früheren Dokumentationen geklärt).
Genau an dieser Stelle fängt der Tag an Schwierigkeiten zu machen. Genauer gesagt macht uns Cya (tatsächliche Schreibweise kann selbstverständlich abweichen) Probleme. Er scheint verstanden zu haben „How the rabbit runs“. Die Fahrtpreise beginnen Unverschämt zu werden. Rechtfertigen kann er seine exorbitanten Preise jedoch – Seine Mutti macht ihm Druck. Tom feilscht den Preis auf eine immer noch kaum zumutbare Höhe herab, die Stimmung ist mies und nach gefühlten Stunden fahren wir los – unserem Ausflugsziel, dem Tafelberg, entgegen. Doch Cya durchkreuzt unsere Pläne durch sein eigenmächtiges Handeln. Statt direkt zu Kapstadts berühmten Berg zu fahren, macht er einen Abstecher bei seinem Chef vorbei. Es folgen weitere Preisverhandlungen. Um nicht rausgeschmissen zu werden, beugen wir uns dieser dreisten Erpressung und zahlen das Geforderte, wir geben uns geschlagen. Es steht 1 zu 0 für den „Black Saturday“.

Szene II Die Wanderung
Die Vorigen ohne Cya
Wir erreichen den Fuß des Tafelbergs. Irgendwoher kommt Lolo, der kleine 4-Jährige Lümmel der plötzlich mit im Minibus saß. Er bedeutet eine Menge Arbeit für uns. Er wird den Berg hoch getragen. Für alle, die das Erklimmen des Tafelbergs nicht zu schätzen wissen: Drei sollten den Gipfel nie erreichen. Für alle anderen ging der Frust erst am Gipfel so richtig los. Mach einer, der insgeheim mit einer Talfahrt via CableCar liebäugelt muss bitter erfahren, dass diese ausgerechnet heute „out of order“ ist. Einen solchen Stimmungsschlag versucht man instinktiv mit Frustfressen zu lindern. Aus Zeitmangel und organisatorischem Ungeschick stehen uns jedoch nur wenige Liter Wasser zur Verfügung. Umso mehr scheinen wir auf die gastronomische Seite des „Table-Mountains“ angewiesen zu sein, die jedoch als Auswirkung des Versorgungsstops aus dem Tal geschlossen ist. Die wenigen Optimisten die nicht gerade den Kopf gegen die Wand hauen entdecken freudig eine offene Toilette. Schnell füllen wir unsere zu Neige gehenden Wasservorräte auf – nur um wenig später das „Kein Trinkwasser“ Schild und das grünliche Wasser in unseren Kanistern zu bemerken. Naja, immerhin ist die Aussicht fantastisch und der Rucksack leicht. Zügig wird Lolo geschultert und wir kraxeln gemeinsam den berg wieder hinunter. Wir kommen völlig K.O. an der Ausgangsposition an, wo uns die Umkehrer erwarten. Als der Minibus kommt um uns wieder einzusammeln ist die gespannte Stimmung zwischen Taxifahrer und Unsereins deutlich zu spüren. Nichtsdestotrotz machen es sich die einundzwanzig Wandersleut auf den 15 Sitzplätzen gemütlich. 0 zu 2 für den „Black Saturday“. 4 zu 1 für den Berg.

Szene III Die Rückfahrt
Die Vorigen
Wir haben hunger, die Mägen fordern Fastfood, der Verstand beugt sich dem Verlangen. Die erste Anlaufstelle ist selbstverständlich überfüllt; Der Tag hatte sowieso nie vorgehabt uns das Leben zu erleichtern. Der Taxifahrer weigert sich uns zu einer hiesigen Mall zu fahren und bringt uns zu einem zwielichtigem Etablissement wo wir versuchen Essen herzu bekommen.
Endlich reicht man uns die Tüten voller Lebensmittel durch den vergitterten Durchlass des Tresens. Sehsüchtig nehmen wir sie in Empfang, froh die dunklen Gestalten der Gegend hinter uns lassen zu können. Viele tröstete die Aussicht auf baldiges Essen. Aber nicht allen ging es gut. Susis Magen-Darm-Trakt entleerte sich in die Essenstüte. Der spannungshalber erwähne ich erst jetzt das man sie vorher hastig geleert hatte. Man soll den Tag nicht vor dem Abend hassen. Dieses Gefühl haben wir als wir vor Zolekas Haus stehen – ohne Schlüssel. Irgendwann taucht dann einer auf, wir treten ein ein und fallen über das Essen her.

Szene IV Der Abend
Thembi, Spijo, Rebecca, Anna & Andreas
Eine Gesandtschaft wird abkommandiert um Einkäufen zu gehen. Wir haben Glück, wir kommen grade noch in den Laden als hinter uns die Eingangstür ins Schloss fällt. Und mit Glück meine ich Glück, denn die Fahrt war nicht ganz ohne. Thembi hatte sich bereiterklärt uns zu fahren, was wirklich nett von ihm ist. Er freut sich übrigens grade darüber in zwei Jahren den Führerschein machen zu dürfen... Wir waren verdammt knapp an einer Polizeikontrolle vorbeigekommen, obwohl uns direkt davor – vor den Augen der Polizisten – ein Bus rammte. Schön, dass wenigstens das Auto keinen Schaden nahm.Wie Thaddäus einmal so treffend sagte: Die afrikanischen Autos fahren tatsächlich prinzipiell mit der Tanknadel im roten Bereich umher. So auch Thembi. Auf der Rückfahrt vom Einkaufen bangen wir, denn wir können uns nicht sicher sein, ob der Tank noch bis zur nächsten Tankstelle reichen wird. Er sollte reichen. Wir kehren fix und fertig zu Zolekas Haus zurück.

Szene V Was da noch so alles war

Der Tag setzt sein grausames Spiel weiter fort. Thembi und Spijo müssen uns bald wieder verlassen, Zolekas Bruder soll in einen schweren Verkehrsunfall verwickelt worden sein. Die Beiden wollen die Unfallstelle aufsuchen. Später stellte sich heraus, dass sie vor den Augen der Polizei versucht haben den anderen Unfallwagen anzuzünden indem sie Streichhölzer in den Tank waren, woran sie jedoch kläglich scheiterten. Die Umstände und Bewegründe für dieses Delikt werden wohl nie ganz aufgedeckt werden.

So kam es, dass Spijo und Thembi die Nacht hinter Gittern verbrachten und Rebecca und Anna vergeblich bis tief in die Nacht auf deren Rückkehr warteten.
Bad Luck – und davon ganz schön viel. Wir gestehen unsere Niederlage ein. Black Saturday hat uns besiegt, doch schon morgen kann es ein Rückspiel geben.

Andreas über Samstag, den 25 Juli 2009

Keine Kommentare: