Samstag, 15. August 2009

Samstag, 8.8. Die drei Musketiere und ihre Gefährten -von Felix und Susi

Samstag (08.08.09)
Die drei Musketiere und ihre Gefährten

Es ist der Tag der Abreise und so ziemlich jeder läuft verwirrt durch Zolekas Haus, um seinen persönlichen Kram zusammenzusammeln. Ein seltsames Gefühl begleitet uns alle in den letzten Stunden im Tambo Village. Doch wirklich Zeit hat niemand, um seine Gedanken zu ordnen und vor allem nicht die drei Musketiere, die sich zum Ziel des letzten Tages setzen, sich der Vollendung des Projekts anzunehmen. Felix, Verena und ich machen sich ein letztes Mal zum Kindergarten auf, ein letztes Mal Schlendern durch das Township. Es ist Samstag und somit begegnen wir vielen Bewohnern, die ihren Alltag draußen gestalten. Junge Afrikanerinnen frisieren sich die Haare im Vorgarten, Mütter hängen die Wäsche zum trocknen auf und der Kioskbesitzer kann sich auf einen neuen Berg Getränkekisten freuen, die fleißig gestapelt werden. Dabei begleitet uns Andreas, der mithelfen will, aber eigentlich den Fragen „Hast du dies oder an jenes gedacht“ von seiner Schwester flüchten will. Vielleicht sollten wir diesen Samstag „White Saturday“ betiteln, denn die Rahmenbedingungen (Wetter) scheinen perfekt zu sein.

Auf unserer To-do-Liste stehen Äußerlichkeiten. Das heißt zuerst streichen wir die fehlenden Stellen der Außenwände des Neubaus mit dem Primer, danach nochmal eine weiße Farbschicht und dann legen wir los mit unserer ultimativen Schwamm-Wisch- Technik à la Waldorf los. An dieser Stelle muss nochmal erwähnt werden, dass jeglicher Kritiker, der sich zur Farbwahl äußern möchte, sich in akute Lebensgefahr begibt. Der „White Saturday“ ermöglicht uns sogar die Innenwände des Bürozimmers komplett weiß zu streichen. Am Nachmittag kommen noch Khusta und Simpiwe zur Site und wir betreiben noch bis zur letzten Minute kulturellen Austausch. „To make it nice, you have to do it slowly. Everything hast to be slowly.” Und diese Weisheit demonstriert uns Simpiwe gleich als hervorragender Fensterputzer, der die Scheiben mit sehr viel Liebe poliert.

Um fünf holt Zoleka uns ab. Schon wieder das seltsame Gefühl. Zum letzten Mal der Anblick von Ikwezi Lokusa. Unzufriedenheit schleicht sich ein. Natürlich steht zum Ende hin das Küchen- und Bürogebäude mit einem sehr individuellen Putz, aber so ganz fertig fühlt es sich nicht an. Bevor uns bei Zoleka leere und einsame Räume empfangen, weil sich schon die restliche Truppe Richtung Heim oder Namibia befindet, fahren wir kurz zu Vangatemal und holen Erinnerungsfotos ab. Die Fotos sind ein Stimmungsmacher und unsere Gefährten freuen sich riesig, über die abgedruckten Momentbilder, allen voran Khusta, der jede halbe Stunde erneut zum Stapel greift. Wir sitzen im Wohnzimmer, hören Musik und Spiwe kompensiert auf der Couch seinen Mangel an Schlaf der letzten Wochen. Ich vermute, er träumt von Anna. Wieder denk ich: seltsam. Das Haus so leer, so viel Platz auf der Couch, kein Stromausfall. Die letzen drei Verbliebenen. Aber wahrscheinlich der schönste Abschied.
Die Uhr zeigt neun und Verena und ich müssen los. Die ersten Tränen rollen. Zoleka nimmt uns in den Arm. Ab jetzt läuft alles ganz schnell und unaufhaltsam. Wie kurz drei Wochen doch sein können!

Thembi, Spiwe, Khusta und Felix bringen uns zum Flughafen und Spiwe greift nochmal ganz tief in seine „Entertainment-Kiste“. Der Abschied am Kindergarten von den Teilnehmern war ein anderer. Man weiß, man sieht sich nochmal wieder. Ich will nicht gehen, denke ich mir. Die Tränen rollen nochmal und Umarmungen werden verteilt. Und dann stehen wir ganz plötzlich hinter dem Eingangstor zum Einchecken.

Und jetzt: jetzt sitze ich hier zurück in Deutschland am Computer, neben mir die zweite Tasse Milo und denke seltsam.

Freitag, 7.8. von Khusta

Freitag, 7.8.09 von Khusta

Hahahahahaha! What an experience. It was very funny. Enjoyable, awesome, challenging. One of the best things I liked most about the group, they are determined people they don’t leave the work incomplete, they always make sure everything is thoroughly or entirely complete. Learning was one of their priorities such as language. Even though it was difficult for them but they didn’t quit, others even bought translating books and dictionaries. Physical greeting were the most easiest for all. I stole some cooking techniques from Verena and baking techniques from Rebecca. I still highlight trust even this year, sharing and loving. I don’t think there is something I did not like about them cause they were kind. Felix, Felix, Felix, Felix, Felix, Spijo, Spijo, Spijo, Tedd, Tedd, Tedd were the most funniest pip’s in the group. Another one is Bernd when he awaked girls in the middle of the night at 4:00 am just for only to ask “can I close the door.”. Daphne, Thomas, Suzan, Verena, Felix, Anna, Tedd, Tilly :). Aandy B), Bernd, Anna, Rebecca, Verena, Anne and Solveighhhhhhhhh. Special thanks to all of you guys for the extension of my German vocabulary. I won’t forget you guys wit your amazing characters.

Donnerstag, 6.8. von Bernd K.

6. August 2009 (Donnerstag) ( Bernd ) Es ist morgen. Sehr früh bestimmt, auf jeden Fall zu früh um aufzustehen. Das Licht von draußen bricht scheine noch recht bläulich durch die Vorhänge hindurch, es ist also bestimmt noch dunkel. Also am besten zuerst einmal weiter schlafen. Und noch ein bisschen mehr gesund werden wollte ich ja auch. Aber da sind doch Stimmen. Draußen. Auf dem Flur und in der Küche. Kann das sein?Nochmal ein Blick zum Fenster. Ja es kann. Hinter den dicken Vorhängen wartet dickes, graues regnerisches Tageslicht darauf ins Zimmer gelassen zu werden.Tilli schläft noch. Andreas ist wach. Das Bad ist besetzt. Wie jeden Morgen. Dann eben doch zuerst in die Küche und ein kleines Frühstück aus Joghurt, Jungle Crunch und schwarzem Tee. Die Badtür geht auf – und wird bereits wieder geschlossen, bevor ich mich überhaupt zur Türe hin hatte umdrehen können. Also noch ein Tee und eine Schüssel Müsli. Derweil sitzt ein Teil von uns, unter anderem Thaddäus, Solveigh, Rebecca, Anna und Verena bereits aufbruchbereit und mehr oder weniger ungeduldig bei der Tür. In diesem Moment wird das Bad frei. Draußen wird in dieser Zeit über die bestmögliche Gestaltung des Tages beraten. Anne will, wie Verena am Vortag, zum Friseur. Wir müssen einkaufen. Süßigkeiten für die Kinder, Briefmarken und Postkarten. Und weil ich sowieso noch einen Pullover suchen wollte, gehts' mit Solveigh, Felix und Thembi zur Vangate Mall. Leider gab es dort weder einen Briefkasten noch einen Laden der Briefmarken, geschweige denn Postkarten verkauft hätte. Wir kommen eigentlich nur mit Süßigkeiten zurück und besuchen auf dem Rückweg noch Anne in dem Container, in dem sich der Friseur befindet. Sie wurde in der Zwischenzeit von einem Bekannten der Friseuse gewarnt, nach Möglichkeit lieber nicht alleine nach Hause zu gehen. Als wir zu hause eintreffen ist der Rest auch schon wieder von der Baustelle zurückgekehrt. Der Verputz war durch den Regen immer noch zu feucht um ihn überstreichen zu können. Der Rest des Tages braucht also ein neues Programm. Da fügt es sich wunderbar, dass das District Six Museum schon seit Tagen unseres Besuches harrt und das Wetter auch immer sonniger wird. Unser Bus wird auf halb zwei bestellt, so dass auch die mittlerweile heimgeholte Anne mitfahren kann. Könnte. Beim Einsteigen fällt uns auf, dass weder Zoleka noch irgendein Mitglied ihrer Familie zu Hause zu sein scheint. Irgendjemand von uns muss da bleiben und das Haus hüten. Aber wer? Die Wahl fällt schließlich auf Anne und Verena.Die Übrigen machen sich auf den Weg in die Stadt. Eine weiße Frau kann sich nur mit Mühe an den richtigen Weg zum Museum erinnern. Schließlich sind wir da.Das Museum befindet sich in einem alten Haus aus der viktorianischen Zeit. Drinnen findet sich auf dem Boden eine begehbare Karte des ehemaligen Kapstadter Stadtviertels District Six. Eine Empore aus weißen, gußeisernen Säulen läuft zu jeder Seite des Innenraums, durch bemalte Fenster fällt ein schon fast kirchliches Licht herein. Weiter hinten sind Straßenschilder des District Six zu einer Pyramide aufgebaut. Das ganze Museum vermittelt mit Bildern, Texten und nachgebauten Innenräumen, wie der District Six früher einmal ein – übrigens sehr schöner – Teil Kapstadts' war. Das multikulturelle Zusammenleben in diesem Stadtteil war seiner Zeit für das damalige Südafrika der 60er – 80er Jahre allerdings zu weit voraus. Wo sich Einjeder nur mit seinesgleichen gesellen durfte war kein Platz für Zusammenleben und so wurde der District Six zunächst zur „Whites Only Area“ erklärt und schließlich dem Niveau des Erdbodens angeglichen.Draußen vor der Türe schien mittlerweile die Sonne. Für einen Besuch beim Artverwandten Camp von Mothers Unite schien es allerdings schon etwas zu spät. So entschieden wir uns schließlich für eine, unter anderem auf Einkaufen in der Long Street ausgerichtete Tour durch Kapstadt City. So bekam wir alle nochmal Gelegenheit ins Internet zu schauen, Souvenirs zu suchen und ich nochmal eine Möglichkeit nach meinem schon so lange ersehnten Pullover zu suchen. Dank der Hilfe von Rebecca und Anna wurde ich sogar fündig. Die restlichen Ergebnisse der Tour durch Kapstadt waren der Fund einer deutschen Bäckerei mit original deutschen Muffins zu original deutschen Preisen, das Zusammentreffen mit einer Bettlerin, die gegen Ende unserer Unterhaltung ziemlich ausfallend wurde, der Genuss von Chicken Mc Nuggets und diversen Burgern für Tilli und Internet für den Rest der Gruppe.Schließlich waren wir alle wieder im Auto versammelt und konnten uns auf den Heimweg machen. Zu Hause warteten auf und neben den Daheimgebliebenen auch noch Nudeln, Tomaten, Karrotten und anderes Gemüse auf uns, um von Solveigh und mir zu einem Abendessen bestehens aus Nudeln und Tomatensoße verarbeitet zu werden.Nach dem Essen folgte noch ein kleiner Sitzkreis, bevor wir den Abend bei Lesen und Crunch spielen ausklingen ließen.

Mittwoch, 5.8. von Anna M.

06.08.09

Ich wache auf und mein erster Gedanke ist dass der vor mir liegende Tag kein guter werden kann. Meine Nase ist zu, mein Hals tut weh und den Anderen geht es auch nicht viel besser, einige unternehmen erst gar nicht den Versuch aufzustehen sondern bleiben mit Magenkrämpfen im Bett liegen.
Einige wenige Mutige machen sich auf zur Baustelle, um nachzusehen ob es irgendetwas zu tun gibt. Eigentlich hätten wir richtig viel Arbeit, die Wände des Büros, der Küche und die Außenfassade müssen gestrichen werden, doch durch das schlechte Wetter bleibt nichts anderes übrig als die Toiletten zu reinigen und das Streichen buchstäblich ins Wasser fallen zulassen.
Also bleibt uns nichts anderes übrig als zu Hause zu sitzen.
Einige versuchen durch Schlaf ihre Krankheiten auszukurieren, andere machen sich dran den gewaltigen Berg an Papierkram für die Dokumentation oder Organisationen wie Jugend hilft zu erledigen, auf halber Strecke lässt die Motivation jedoch nach, die Schreibarbeiten werden vertagt und die Aufmerksamkeit wird der zukochenden Kürbissuppe gewidmet (die auch wunderbar geschmeckt hat).
Am Abend werden Berichte geschrieben, Fotos werden selektiert, sogar der Versuch einen Film zu gucken wird unternommen, scheitert aber kläglich.
Stattdessen wird wie immer zusammen gesessen, es wird gelacht, geredet und Spiele gespielt (auf Englisch versteht sich).
Es dauert sehr lange bis einer den ersten Schritt macht und ins Bett geht. Vorher wird noch Sipiwi´s Lunchbox gepackt und Geschirr gespült.
Schließlich gehen alle, ein wenig frustriert von dem unbefriedigenden Tag, ins Bett.

von Anna M.

Donnerstag, 6. August 2009

Fotos




Fotos





Dienstag, 4.8. von Susanne M.

04.08.09

Mal wieder stehe ich um sieben Uhr auf, um stressfrei und in aller Ruhe meinen Morgen zu beginnen. Die Motivation sich so früh aus dem Bett zu reißen ist diesmal besonders groß, denn wenn die fleißigen Arbeiter bis Mittag ihre Aufgaben erfüllt haben, steht Robben Island für das Nachmittagsprogramm an. Auf dieser ehemaligen Gefängnisinsel war Südafrikas erster schwarzer Präsident fast zwei Jahrzehnte inhaftiert, also ein Stück Geschichte, was sich die Hälfte der Gruppe nicht entgehen lassen will, aber entgehen lassen muss.
Warum?
Freundlich werden wir morgens durch eine SMS über den starken Wellengang informiert. Die Fahrt auf der Fähre zur Insel ist also abgesagt. Nun gut, dann werden wir uns eben den ganzen Tag lang den Streicharbeiten widmen.
Der Flur wird weiter vom inoffiziellen Bauchef Felix mit viel Hingabe verputzt und die Außenwände des Neubaus sollen heute die zweite Schicht Farbe erhalten.
Zu Beginn ignorieren wir noch sehr erfolgreich die katastrophalen Wetterbedingungen bis wir einsehen, dass es sogar uns Idealisten nicht gelingen kann die Farbe bei Regen und Wind anzubringen.
Das heißt wir vertagen unsere Arbeit auf morgen. Mal wieder. Wie immer. Wie viele Tage haben wir noch? Ach, ich möchte das lieber nicht wissen. Wir versuchen die Enttäuschung in einen neuerstellten Zeitplan zu verdrängen, der als Mutmacher fungieren soll. Denn große Pläne schmieden können wir weiterhin sehr gut.
Zum schlechten Wetter kommen weitere Krankheitsfälle hinzu, die das Haus zu einer Virussammelstelle umwandeln. Hier ist alles dabei: Bauchschmerzen, Übelkeit, Erkältung und der ein oder andere schlechte Witz über die Schweinegrippe bekommt seine Aufmerksamkeit.
Das Stichwort „Vangatemal“ kann schließlich wieder einige in bessere Stimmung versetzen. Konsum soll bei Frust bekanntlich wahre Wunder bewirken und auch die Herren der Schöpfung können sich gegen das Klischee behaupten und haben am Ende Materielles vorzuzeigen.
Am Abend lassen wir uns von Andreas und Bernd mit Pfannekuchen verwöhnen. Das kleine Festmahl leitet unseren Sitzkreis ein, der unser Bewusstsein für unsere Arbeit und unsere Position für diese drei Woche hier in der Gemeinde zu schärfen. Dabei hören wir gespannt Thembi, Zolekhas Sohn, und Sphiwe, sein Cousin zu, die ihre Meinung zur Nachhaltigkeit des Projekts ausdrücken. Ikwezi Lokusa, als besonderer Kindergarten, gibt Kindern aus der Gemeinde eine Struktur im Alltag, die das soziale Miteinander lernen anstatt ziellos auf der Straße zu spielen. Denn Langeweile kann so manch einen nutzlosen Gedanken wachrufen. Aber nicht nur Zuversicht und Optimismus kommt zum Ausdruck. Thembi äußert sich auch kritisch zu unserer eigenen „Verputzaktion“.
Vielleicht wäre es eine gute Idee gewesen einen Bewohner aus der Gemeinde Tambo Village zu fragen, ob er uns beim Verputzen der Wände hilft. Dies hätte nicht nur zu einer schöneren Gestaltung der Wände geführt, sondern hätte auch zur besseren Verständigung zwischen der Community und unserer Gruppe beigetragen.
Dieses Gespräch hat mich persönlich noch zu vielen Gedankengängen und neuen Fragestellungen bewegt und ich glaube, ich kann für alle schreiben, dass wir uns heute ebenso bewusster geworden sind über die Wichtigkeit und Bedeutung des Perspektivenwechsels.

Montag, 3.8. von Solveigh Borlinghaus

Montag –der Tag nach der Party.

Ohwaia, ich glaube, es gab niemandem dem Tillis Geburtstagsparty vom Vortag nicht noch in den Knochen gesteckt hätte –hätten wir bloß am Samstag rein statt am Sonntag rausgefeiert. Wie dem auch sei. Zumindest ich musste früh raus, um zusammen mit Thembi Zoleka ans kapstadter Waldorfinstitut zu fahren (momentan noch Zolekas Hauptarbeitsplatz). Thembi musste mit, um das Auto zurück zu fahren und ich musste mit, weil ich einen Führerschein habe, den ich im Fall von Kontrolle oder Unfall hätte vorweisen können. Äh. Schon klar... Zoleka ist dieses Jahr nicht so freizügig mit ihrem Auto wie letztes Jahr –der Motor knattert und pufft und vor allem sie und ich sind froh, wenn es diese Woche noch überlebt.
Wieder zurück galt es den Rest der Mannschaft aus dem Bett und and die Baustelle zu transferieren. Schon hier meldeten sich einige krank und auch ich fühlte mich eher zum erbrechen.
Die Anzeichen standen auch weiter auf rot. Als Thembi und ich den bei uns beiden nicht sonderlich beliebten aber dabei fast allmorgendlichen Einkaufstrip starteten mussten wir zu allererst feststellen, dass unser Workcampkonto nicht mehr gewillt zu sein schien, uns weiter Geld auszuspucken. Wir probierten verschiedene Banken und verschiedene Automaten –genug Zeit für mich, um nervös zu werden. Allgemein haben wir das Problem, mehr Geld zu benötigen (und auch mehr Geld zur Verfügung zu haben), als wir täglich abheben können (limitiert auf R 6.000) und die Aussicht nun überhaupt kein Geld mehr abheben zu können, war mir alles andere als willkommen. (Das Problem löste sich am nächsten Tag, indem der ATM wieder Geld ausspuckte. Zur Erklärung scheint mir Thaddäus’ These am plausibelsten, dass sich die Limitierung jeweils auf 24 Stunden beziehen muss.)
Zurück auf der Baustelle lieferten wir die Materialien ab, die wir noch mit unserem alten Geld hatten erstehen können, aber dann hielt ich es nicht mehr lange aus und musste zurück, um mich wie so viele andere auch zu übergeben und dann ins Bett zu legen.
Als ich um sechs Uhr abends wieder aufwachte erwarteten mich einige freudige Neuigkeiten: Die Gruppe war zurück und hatte von nicht wenigen Erfolgen zu berichten: Sie hatten den ersten der beiden Räume komplett fertig verputzt und außen die Grundierung fertig. Wow, so langsam nahm die Sache gestalt an. Überhaupt kann man die Arbeit wohl nicht genug loben, wenn man bedenkt, dass, als Tom und Felix vor fast exakt 3 Wochen die aller ersten auf der Baustelle waren noch kein Stein auf dem anderen stand.
Auch der Abend sollte noch einige Erfolgserlebnisse bringen. Zuerst gab es Lasagne von Zoleka (gelungene Mahlzeiten sind dieses Jahr gezählt: Mittags wird nicht wie letztes Jahr für uns gekocht sondern wir begnügen uns mit mäßigen Sandwiches auf der Baustelle und auch für abends findet sich kaum mal jemand, der der Kochherausforderung wirklich gewachsen wäre). Nach dem Abendessen stellte sich einer meiner Lieblingsmomente ein: Alle sind müde und satt im Wohnzimmer versammelt, aber durch den erfolgreichen Tag auf der Baustelle noch immer motiviert, um im Stuhlkreis über Aktuelles und weitere Arbeitsschritte zu sprechen. Zunächst beeindruckte Susi mit ihrem Tageswerk: ein allumfassendes und durchdachtes Konzept für unsere gemeinsame Dokumentation und danach ging es wieder einmal um das Für und Wider bezüglich des geplanten Freizeitprogramms für Dienstag. Bei letzterem Punkt wiesen einige darauf hin, dass die geplante Robben Island Tour angesichts der bevorstehenden Arbeit wohl nicht sehr angebracht sei, und man einigte sich darauf, dass doch die, die gehen wollen würden schon zwischen 8 und 8:30 mit der Arbeit beginnen sollten, der Rest dafür etwas länger schlafen dürfe und dafür am Nachmittag arbeiten müsse.
Im Anschluss an den allgemeinen Stuhlkreis (übrigens laufen diese zumeist auf Deutsch ab) gab es noch eine weitere Besprechung, an der alle teilnahmen, die sich für Tage in Berlin verantwortlich fühlen (obwohl nur 5 mitkommen können, waren da: Susi, Verena, Andreas, Thaddäus, ich, Anna und Felix). Netterweise haben sich Anna, Susi und Verena bereiterklärt die erbetenen Stellwände zu gestalten, Fotos zu selektieren und die nötigen Texte zu verfassen.
Als alles besprochen war und alle genug hatten von Thaddäus’ und Felix’ Witzen, die sich der Besprechung anschlossen, war es elf. Nun trat eine der typischen Situationen ein: Siphiwe, von der Arbeit zurück, beginnt durch Musik und Späße im Wohnzimmer für Atmosphäre und Stimmung zu sorgen und keiner will mehr ins Bett. Normalerweise überlasse ich der Gruppe immer gänzlich, wann wer ins Bett geht (und bisher hat auch immer noch jeder, auch die die schon Nächte durchgemacht haben am nächsten Tag voll mitgearbeitet), doch dieses Mal hatten wir besprochen, einigermaßen zeitig ins Bett zu gehen (alle hatten gleich wenig geschlafen und den vorherigen Tag noch gleichermaßen in den Knochen) und ich beschloss nach kurzem Einverständnis den Abend durch Abdrehen der Musik zu einem einigermaßen abrupten Ende zu bringen. Die Lösung war wohl ganz praktisch, weil so jeder sicher gehen konnte, dass er nichts mehr verpassen würde. Es ist halt immer das gleiche: Die Zeit vergeht so schnell, die Tage sind so kurz und vor allem abends gibt es stets Befürchtungen, dass es doch noch etwas zu verpassen geben könnte.

Ausblick über das Workcamp hinaus:
Immer wieder beeindruckt mich die große Einsatzbereitschaft von allen. Wobei wir uns dieses Jahr aber auch besonders viel vorgenommen haben:
o unsere Dokumentation soll sehr ausführlich werden
o 2 Filme sind in Arbeit
o im Oktober sind fünf von uns in Berlin, um die Auszeichnung durch Children-for-a-better-World e.V. als eines der acht besten deutschen Jugendprojekte entgegen zu nehmen.
o wir wollen uns auf den 1. September für den Unesco Dekade-Titel für Nachhaltige Bildungsprojekte bewerben
o wir wollen uns für das nächste Jahr bei dem EU-Programm „Youth in Action“ um Spendengelder bemühen.
o Bilderabende sollen schon jetzt geplant werden
o Artikel für Internet und verschiedene Zeitungen sollen verfasst werden
o sobald wie möglich soll ein Nachtreffen stattfinden
o und, und, und...

Sonntag, 2.8. von Verena Maass

Sonntag 2.8.09

Der letzte Sonntag, den wir hier in Tambo Village verbringen dürfen begrüßt uns mit strahlendem Sonnenschein. Endlich wieder! Tragischer Weise haben wir die Qual der Wahl uns noch im Halbschlaf zwischen Robben Island und dem Kap der guten Hoffnung entscheiden zu müssen. Letzteres setzt sich durch und wir planen Robben Island für Dienstagnachmittag ein.

So kann es also losgehen und vier tapfere, müde Krieger namens Solveigh, Thaddäus und die beiden Verenas machen sich auf, wie es sich für einen Sonntag gehört, die Kirche in unserem Township zu besuchen. Mehr Weiße, als wir erwartet haben (aus England und Amerika). Und als der Gottesdienst beginnt, sind wir begeistert. Alle beginnen nach und nach aus den Reihen zu tanzen und sich zu den Liedern zu bewegen. In dem Saal, der an eine schickere Turnhalle erinnert, spielt auf einer kleinen Bühne eine Band. Im Hintergrund hängt eine Leinwand mit dem Liedtext darauf, damit auch alle die Hände zum tanzen frei haben. Eine tolle Stimmung herrscht. Auch der Weiße Pfarrer ist mit Übereifer dabei und predigt euphorisch.
Beim Hinausgehen übermannt uns aus dem Zelt neben der Halle dröhnende Musik: Kindergottesdienst. Natürlich schauen wir da rein und werden sofort mitgerissen. Wie die Kinder bei uns ruhig sein und sitzen sollen, so werden sie hier aufgestachelt. Ein heilloses Durcheinander. Die Kinder hüfen, tanzen, schreien so laut sie können. Scheint Spaß zu machen, also warum nicht ausprobieren – es macht Spaß! Wie im Flug vergehen die 2 Stunden in der Kirche und wir eilen nach Hause, wo schon die anderen warten um ans Kap zu gehen.

Nach langem Hin und Her (bis auch jeder seine 7 Sachen beisammen hat) kommen wir endlich los und fahren mit dem abenteuerlichen Bustaxi aus dem vorigen Jhdt in Richtung Kap. Zum Glück hat Felix seine Musikboxen und Anne ihren MP3 Player dabei, denn die Fahrt dauert wirklich lange.
Auf der Strecke liegt der kleine Hafen Simon’s Town. Ein wunderschöner Sandstrand mit Felsformationen, Granitblöcken. Und obwohl manche nicht zum ersten Mal hier sind, finden wir den Hintereingang zum Boulders Beach nicht auf Anhieb, d.h. wohl doch Eintritt bezahlen... Lohnt sich aber. So nah und in Freiheit habe ich noch nie Pinguine gesehen. Man erkennt, dass sie sich wohl fühlen. Von Baby- bis Omapinguine, alle Altersstufen sind vorhanden.
Kurze Zeit später befinden wir uns schon wieder im Bus, denn es ist noch eine gute Strecke bis zu unserem Ziel. Es bleibt nicht einmal mehr Zeit zum gemütlichen Mittagessen. Doch wir sind ja mittlerweile einiges gewohnt und in der Lage zu improvisieren: Ich schneide Brot, Rebecca ist für Aufstrich zuständig, Anne für Wurst und Käse. Wie am Fließband werden Brote angefertigt, bis alle Mäuler gestopft sind und Ruhe einkehrt.
„Ein Affeeeeeeeeeeeeeeeeeee!!!!“ Alle starren überrascht aus dem Fenster, als am Straßenrand ein Baboon sitzt. In aller Ruhe sitzt er da, als Autos an ihm vorbei brausen. Wir hingegen verlieren fast die Insassen, als die Tür mal wieder nicht in ihrem Schloss verharren will. Anna und Thembi müssen ihre Füße dagegen stemmen. Schon eigenartig, dass keiner mehr groß über solche Ereignisse beunruhigt ist. Vielleicht liegt es an der Gelassenheit unserer Afrikanischer Begleiter, Thembi, Khusta und Simpewe, vielleicht sind wir aber auch langsam diesen Verkehrsmitteln gegenüber so abgestumpft, dass uns nichts mehr so leicht aus der Fassung bringen kann.

Am Eingang zum National Park zum Kap der guten Hoffnung erwarten uns übermäßig hohe Preise, die wir widerwillig bezahlen um nicht noch mehr Zeit zu verlieren.
Schon auf dem Weg zum Parkplatz sehen wir, dass sich der Preis mehr als gelohnt hat. Die Aussicht ist der Wahnsinn und der Weg hinaus auf die Felsklippen wunderschön. Ein atemberaubender Ausblick bietet sich uns von dort aus auf den weiten Ozean. Wäre es nicht schon spät und kühl, hätte von uns mit Sicherheit niemand etwas gegen eine Runde im Wasser gehabt. Helle Sandstrände und türkisgrünes bis dunkelblaues Nass erstrecken sich in der Tiefe.

Zu schnell müssen wir unseren Rückweg antreten und fahren in einen orangeroten Sonnenuntergang, der sich über den Horizont erstreckt.
In Afrika dauert die Dämmerung nicht so lange an und es wird schneller dunkel. Manche müde Knochen schlafen dann ein und werden, wie heute der Fall, von einem lauten Aufschrei geweckt. Dank einem der Vollbremsung gleichenden Bremsen werden die Affen, die vor uns die Straße besiedeln, verschont. Ein ganzes Rudel überquert die Straße, rettet sich auf die Felsen am linken Straßenrand und wird von unserem Blitzlichthagel überschattet. Scheint ihnen aber nichts auszumachen – in einer Seelenruhe laufen sie auf den Felsen entlang. Auch eine Mutter mit ihrem Kind auf dem Rücken können wir entdecken.
Nach einen spektakulären Wendemanöver, das unsere Glieder in eine Art Leichenstarre versetzt, können wir wieder weiter. (Die Straße war etwa so breit wie unser Bus lang, links Felsen, rechts Abgrund: wir wenden.....)

Bei Zoleka angekommen geht’s schnell ans Umziehen. Lange Unterhosen, 2 Paar Socken, Mütze, Schal und auf geht’s zu Lloyds Grillparty.
Als wir dort ankommen werden wir herzlichst empfangen und bekommen für unsere ausgehungerten Mägen erstmal ein paar Snacks (Kekse mit Dip zum Appetit anregen^^) Zum Essen gibt es nach längerem Warten Lamm und Hähnchen. Gegrillt, versteht sich. Spektakulär nur dies anzusehen und entzieht sich jeder Beschreibung. Nicht zu vergessen, es hat gut geschmeckt (für diejenigen, die sich getraut haben). Für Vegetarier hab es gegrillte Kartoffeln und Pilze.
Nun waren wir wieder gestärkt für gut Gespräche, Tillys Geburtstagsständchen, Straßentänze und Partyyy.
Nach Hause torkelnde Passanten hatten auch ihren Spaß bei uns und stellten unsere Tanzbemühungen in den Schatten. Als eine Oma auf der Straße herumhüpfte war es um uns geschehen. Unglaublich wie fit und vor allem lebendig es hier zugeht.
Leider waren wir selbst durch den ereignisreichen Tag nicht mehr so lebendig und machten uns bald schon auf den Heimweg ins Bettchen.
So schnell verging dieser Sonntag, viel zu schnell, wie die meisten Tage...


Hiermit möchte ich meine Familie und Freunde grüßen und alle die mich kennen :)
Verena M.

Samstag, 1.8. von Thembi

Kommt noch

Freitag, 31.7. von Solveigh Borlinghaus

Freitag, 31.7.2009

Am Morgen mussten wir blitzschnell umstrukturieren. Eigentlich hatten wir für diesen Tag ein großes Freizeitprogramm am Kap geplant mit Pinguinen, Cape Point und zwei Besuchen einmal bei Thembis Schule in Constantia und einmal beim anderen Idem Workcamp „Mother’s Unite“ in Muizenberg (jeweils auf dem Weg). Zu schade, dass es schon morgens um 7 in Strömen regnete und für diesen Tag alles ins Wasser fallen musste.
Umso beeindruckender war es wie die Gruppe mit der Situation umging: Einstimmig wurde bestimmt, statt Ausflug arbeiten zu gehen. Der größte Teil fand sich nur wenig später als gewohnt auf der Baustelle ein und arbeitete dann sogar eine Stunde länger als morgens verabredet an Möbeln, Streich- und Aufräumarbeiten.
Nach dem Umwerfen einiger weiterer Pläne (auch Robben Island, das District Six Museum, oder die Nationalgalerie wären eine Option gewesen) ging es dann gegen 15:30 los Richtung Kirstenbosch und dem wunderschönen botanischen Garten. Ich denke nicht, dass ich hier zu viel versprochen hatte. Zwar ging es auch dieses Jahr nicht ohne Komplikationen (Thembi auf dem Weg einsammeln, nerviges Verfahren und Missorganisation bezüglich Picknick), aber dann hatten wir einige erholsame Stunden am Fuße des Tafelberges –fernab von jedem Stattlärm. Es wurden viele Fotos gemacht und ein mindestens dreifacher Regenbogen war ein besonderes Extra.
Wieder aus dem Park draußen ging es nach kurzer Abstimmung noch an die Waterfront. Einige waren schon mehrmals dort gewesen, aber für viele war es auch das erste Mal und gute Gelegenheit endlich nach Souvenirs zu schauen, ins Internet zu gehen, oder einfach das bunte touristische Treiben auf sich wirken zu lassen.
Zuhause versammelten sich noch mal alle im Wohnzimmer, um den folgenden Tag zu besprechen. Das Ergebnis war, dass bei schlechtem Wetter ausgeschlafen- und bei gutem gearbeitet werden sollte. Kein Wort von Freizeit, das Projekt sollte vorgehen.

Als Leiter war ich an diesem Tag unter anderem von folgenden Aspekten betroffen:
- die Gruppe hat mich an diesem (wie auch sonst an vielen Tagen) sehr beeindruckt: Zuerst durch die Bereitschaft trotz in Aussicht gestellter Freizeit zu arbeiten und dann durch das Gespräch am Abend, wo sich alle einig waren auch am Samstag zu arbeiten und darüber, dass das Projekt erste Priorität haben müsse.
- die Aktualisierung von üblichen Problemen, wie:
oalles dauert einfach länger
ovon einem Busfahrer aus Tambo kann man nicht erwarten, dass er Wege kennt und Ziele findet
o Essen zu 18t dauert länger als allein
o es müssen unbedingt alle alle wichtigen Telefonnummern und Adressen bei sich tragen (einer ging an der Waterfront verloren)
o ganz eigentlich gehört unser Bus auf den Schrottplatz: sämtliche Anzeigen auf dem Armaturenbrett funktionieren nicht, die Tür geht manchmal auf, Simphiwe und Khusta reichen sich immer die Fensterkurbel hin und her, um ihre Fenster zu öffnen, sämtliche Notfallsitze klappen bei jeder Rechtskurve zur Seite. Ganz zu schweigen davon, dass 18 Leute für einen Bus, der für 15 Passagiere zugelassen ist, eigentlich sowie so zu klein ist
- Kapstadt ist einfach eine tolle Stadt, die einem viele Ausflugsziele bietet, sodass man seine Planung spontan verändern kann.
- Abwechslung ist trotz aller Bereitschaft zum Engagement wichtig für die Balance in der Gruppe. Man kann mit 15 Leuten nicht 24/7 in einer 31/2 Zimmerwohnung verbringen.
- toll ist bei diesen Ausflügen auch, dass jedes Mal ca. 3 Freunde aus Tambo und Gugulethu mitkommen und gerade Khusta und Simphiwe sagen immer wieder, wie dankbar sie uns sind für all die Ausflüge, die sie allein nicht aus Geldgründen nicht machen können.

Donnerstag, 30.7. von Thaddaeus Borlinghaus

Mein erstes Mal:

Felix H. und Thaddäus B. im Casino.

... (kennt Ihr schon von all den anderen Tagen zuvor)auf der Baustelle geht es langsam bunt zu, im Klo werden die Tür- und Fensterrahmen in einem schönen grellen Orange angestrichen und die Außenseite des Anbaus wird streichbereit gemacht, sprich zunächst einmal verputzt.
Wir freuen uns während des Arbeitens schon auf den Abend, da angekündigt wurde, dass wir in ein Casino gehen. Das „Casino“ ist ein großes Gebäude mit Bowlingbahn, Eisbahn, Fressbuden und eben einem Casino.
Wir beginnen mit einem Abendessen, dass wir zusammen mit unseren Begleitern Khusta, Speeway und Simpiway. Danach geht es auf die Bahn, es ist nicht viel los und es dauert ein wenig bis man wieder sicher auf den Kufen steht. Unsere Südafrikanischen Freunde tun sich unterschiedlich schwer, am schwersten hat es Speeway, der sich nur aufrecht halten kann, wenn er sich an zwei anderen festhält.
Die Gesetze des wilden Westens gelten aber auch auf der Eisbahn nicht, zwei Marshalls überwachen die Befolgung der ungeschriebenen Regeln, sprich mit Eis schmeißen und schnelles Fahren sind unter anderem unerwünscht.
Felix, Andreas und ich mussten für diesen eisigen Spaß Eintritt bezahlen, der Rest der Truppe konnte mit ihrem Charme einen Kostenlosen Eintritt erreichen.
Nach 50 Minuten Schlittschuhlaufen trennen wir uns, Felix und mich zieht es direkt Casino, in das große Reich der ein- und zweiarmigen Banditen. Uns erwarten blinkende Automaten, die alle nur unser bestes wollen... was sie auch kriegen sollten. Wir tanken beide unsere PlayerCard mit 80 Rand auf (ca. 8€), um uns von einer netten Roulettedame erst einmal Roulette erklären zu lassen, wo man die Coins herbekommt. Nähere Einzelheiten, wie wann man was darf, was man wo bezahlen muss wird uns mit einem Schmunzeln auf den Lippen von unseren Mitspielern erklärt.
In der ersten Runde verlieren wir zunächst einmal beide 10 Coins à 5 Rand, da wir beide Rot für unsere Glücksfarbe hielten... Naja kann passieren. Felix gewinnt aber 16 Coins, da wir beide ein wenig gestreut hatten. In der zweiten Runde versucht Felix noch einmal sein Glück auf Rot, bei mir reicht das geld schon nicht mehr, ich gehe nun auf mehr Risiko und setze auf die Kreuze (spricht man gewinnt wenn eine der 4 Zahlen um das Kreuz herum kommt). Wir verlieren beide... Ich habe nun noch 3 Coins à 5 Rand und Felix noch etwas mehr als 10.
Felix will es wissen, setzt sein ganzes Geld, ich begnüge mich mit einem Coin in dieser Runde... wir verlieren beide, Felix ist pleite und ich stehe da mit 2 Coins.
Aber hey, noch ist nichts verloren, wir (wir verspielen nun zusammen die letzten Coins) setzen beide auf ein Kreuz, gewinnen, wir beginnen das Spiel zu verstehen... etwas spät aber wie bereits erwähnt naja.
Auf Tiefflüge folgen Enttäuschungen, aber nichtsdestotrotz schaffen wir es zeitweise auf über 30 Coins, was fast dem doppelten Einsatz entspricht. Aber es heißt nicht umsonst „die Bank gewinnt immer“.
Das Geld ist weg und wir verlassen noch voll im Griff des Euphorierausches das Casino, wobei es Felix sich nicht nehmen lässt zu versuchen einem Automaten noch einen 10 Randschein aufzudrängen, der aber von keinem dieser tausenden Automaten angenommen wird. Wir sind zu blöd für Glücksspiele.

Mittwoch, 29.7. von Tilmann Haertl

Mittwoch der 29.07.09 von Tilmann

Mittwoch. Mitte der Woche. Mitten im Workcamp und mitten drin in der Arbeit. Es gab viel zu tun und wir taten viel. Morgens nach dem Frühstück machten wir uns gut gelaunt und voller Tatendrang auf den Weg zum Kindergarten, außer zwei Induvidien unserer Gruppe, die bei Zolekas Haus blieben und Vorhänge nähten. Auf der Baustelle angekommen und nach dem Arbeitsbesprechungsstuhlkreis stürzten sich alle auf die anstehenden Aufgaben. Streichen im Bad, Verputzen der Außenwände und das Zusammenschustern der Möbel.
So ging das dann bis ca. 13:30 Uhr. Dann kam Moritz und wir (Andy, Fely und Tilly) mussten los zu Furniture-Workshop nach Wynberg. Vorraussetzung zum Tischen bauen ist natürlich das Holz, dass wir in Moritz’ kleinen City-Golf quetschen. Die fünfminütige Fahrt zur Michael Oak Walldorfschool wurde, besonders für Andy und mich zu einer Qual, da er auf dem, durch den Kofferraum gesteckten, Holz saß und ich darunter. In unserer Werkstatt angekommen ging es mit dem Sägen, Bohren und Schleifen der Holzplatten los. Um 17:00 Uhr wurden wir dann von dem freundlichen Hausmeister heraus gebeten und mussten draußen noch eine halbe Stunde auf Zoleka warten, die uns aber eigentlich schon um 17:00 Uhr abholen wollte. Wir kannten das und nahmen es hin.
Während wir in Wynberg waren ging es natürlich auch auf der Site weiter, und wie ich hörte diesmal auch neben der Site. Es kam zu einem kleinen Fußballspiel mit den ureingeborenen ortsansässigen Straßenkindern. Sonst wurden noch die Site bepflanzt und ein bisschen gesäubert.
Abends nach dem Essen war dann nicht mehr viel, da alle ziemlich müde waren. Ein arbeitsreicher Tag ging zu ende.

Dienstag, 28.7. von Anne-Karen Fischer

Dienstag 28.07.09

Nun sind wir erst seit 4 Tagen in Mannenberg und es kommt uns vor als ob wir schon seit Wochen hier sind. Zoleka und ihr Familie sind so herzlich und nett, dass man sich sofort wie zu Hause fühlt.
Nun einmal zum heutigen Tag. Heute Morgen machten wir uns alle frisch und munter auf zur Baustelle. Dort wurden dann die Aufgaben für den Tag verteilt. Verena und ich bekamen den Auftrag einkaufen zu gehen. Dazu mussten wir aber auf jemanden warten, der uns fahren könnte. Solveigh meinte, dass wir spätestens um 11 Uhr (also in 1 Stunde) los könnten. Naja, aber dass eine afrikanische Stunde nicht mit einer deutschen Stunde vergleichbar ist, hätten wir uns eigentlich denken können! Im Endeffekt hat uns diese „Stunde“ gereicht, um im WC die Türrahmen zu streichen, Wände auszubessern und zwischendurch noch ein bisschen zu nähen und Mittag zu essen. In Afrika dauert alles eben ein bisschen länger. Zudem wurden unsere Pläne des öfteren wieder über den Haufen geworfen. Letztendlich eröffneten mir dann Zoleka und Solveigh, dass Zoleka zur Arbeit muss und ich sie doch bitte fahren sollte. Ich stimme natürlich zu. Und nun begann ein richtiger Fahr-Marathon. Ich musste nämlich nicht nur Zoleka zur Arbeit fahren, sondern auch Felix, Tilli und Andi zum Bau-Workshop fahren. Zolekas Tochter Toko musste auch noch mit, da ich nicht alleine mit dem Auto fahren darf. Das war mir natürlich auch sehr recht. Schließlich ist Kapstadt eine ziemlich große Stadt in der man sich leicht verfahren kann. Also luden wir die Jungs und Verena ins Auto und fuhren zu Zoleka. Dort musste Verena auf uns warten, da wir nicht alle ins Auto passten. Toko kam hinzu und wir machten uns so gegen 14 Uhr auf den Weg. Zoleka und die Jungs abzuliefern dauerte ca. 1 Stunde. Auf dem Weg fuhren wir auch an Guguleto vorbei, eines der ärmsten Townships von Kapstadt. Die Menschen dort leben in eng aneinander gepferchten Wellblechhütten. Der Anblick und die Armut dort ist vor Allem am Anfang erschreckend! Nur 15 Minuten weiter befanden wir uns in einem sehr reichen Viertel, in dem die Häuser extra von einer Security Firma bewacht werden. Zum ersten Mal wurde mir der gravierende Unterschied zwischen Arm und Reich so richtig bewusst. Nachdem ich Zoleka und die Jungs abgeliefert hatte blieben Toko und mir noch genau 2 Stunden, um Verena abzuholen und die Einkäufe zu erledigen bis Toko und ich die Jungs wieder abholen mussten. Da Toko und ich uns auf dem Rückweg auch noch verfuhren kamen wir natürlich viel zu spät bei Zolekas Haus an. Dort luden wir Verena ein und rasten zum Shopping Center. Und dort zeigte uns Toko, dass Südafrikaner auch mal ganz anders können. Sie scheuchte uns durch den Supermarkt, als wäre eine Horde wild gewordener Baboons hinter uns her! Mit „ African way of life“ hatte das nichts mehr zu tun! Dann ging es im Eiltempo zurück zu Zolekas Haus, wo wir Verena und die Einkäufe wieder abluden. Letztendlich holten wir die Jungs doch eine halbe Stunde zu spät und somit sammelten wir auch Zoleka viel zu spät ein. Diese war davon nicht sehr begeistert, da sie eigentlich schön längst hätte Erik vom Flughafen abholen sollen. Dieser wartete dort schon seit 2 Stunden. Um halb Sieben waren wir alle dann endlich wieder daheim. Zum Abendessen gab es dann lecker Pellkartoffeln mit Joghurtsoße. Anschließend fand noch eine kurze Besprechung statt, bei der unser weiteres Vorgehen auf der Baustelle besprochen wurde und dann ging ein weiterer anstrengender Tag zu Ende.

Montag, 27.7. von Bernd Keidel

Montag, 27.7.2009 Ikwezi Lokuza - Blog

Der erste Morgen mit Solveigh beginnt überraschenderweise (oder auch nicht, angesichts der Empfangs – und Geburtstagsfeierlichkeiten des vorhergegangenen Tages) mit der, wohl landestypischen, Verspätung von ca. 30 Minuten. Nach einem mehr oder minder ausgiebigen Frühstück machten wir uns schließlich zu Fuß, in Zolekas Auto und auf dem Vehikel einer lokalen Gemüsehändlers auf den Weg zur Baustelle. Nachdem sich Solveigh zunächst einen Überblick über die bereits erzielten Fortschritte verschafft hatte, erfolgte die Aufgabenverteilung für diesen Montag. Da an diesem Tag nicht nur Zoleka, sondern auch Moritz und Charlotte samt Autos anwesend waren, wurden somit eine Vielzahl neuer Transportmöglichkeiten eröffnet. Zwei Ausflüge zum Baumarkt, einer zum Gartenmarkt und einer zum Einkaufen waren das Resultat. Die Zurückgebliebenen nahmen sich zunächst des Scherbensammelns an, bevor es nach der Ankunft von Steinen und Malutensilien richtig losgehen konnte. Während unter den Händen von Eric und Dia der Büroanbau in die Höhe wuchs, strichen die Verbliebenen das Bad, erneuerten das Blumenbeet, während Felix, Tilli und Andreas sich wieder dem Furniture-Workshop widmeten. Dann taucht Khusta auf der Baustelle auf, er trägt eine grüne Stofftüte. Khusta und Thaddäus beugen sich darüber.
Um den zweiten Teil folgen zu lassen, muss jedoch zuerst einmal das Malteam seinen Einsatz beendet haben. Schließlich war es dann aber doch soweit, alle Tagesaufgaben erledigt, alles Werkzeug geputzt und wir konnten den Rückweg zu Zolekas Haus antreten. Irgendjemand holt eine grüne Plastikwanne. Thaddäus beugt seinen Kopf darüber, umringt von einem Haufen grinsender und einiger besorgt dreinblickender Gesichter. Khusta tritt einen Schritt zurück. Ein heller Streifen durchzieht Thaddäus’ Haar. Und nach zwei weiteren Malen herunterbeugen und wieder hochgucken ist auch der letzte Rest Haar von Thaddäus’ Kopf verschwunden. Die anfängliche Ungläubigkeit weicht sehr schnell einer erst kleinen und später immer größer werdenden Begeisterung. Thaddäus wurde samt seiner neuen Frisur wieder in unsere Mitte integriert und beide boten auch noch weit über den Abend hinaus reichlich Unterhaltungswert.