Donnerstag, 6. August 2009

Sonntag, 2.8. von Verena Maass

Sonntag 2.8.09

Der letzte Sonntag, den wir hier in Tambo Village verbringen dürfen begrüßt uns mit strahlendem Sonnenschein. Endlich wieder! Tragischer Weise haben wir die Qual der Wahl uns noch im Halbschlaf zwischen Robben Island und dem Kap der guten Hoffnung entscheiden zu müssen. Letzteres setzt sich durch und wir planen Robben Island für Dienstagnachmittag ein.

So kann es also losgehen und vier tapfere, müde Krieger namens Solveigh, Thaddäus und die beiden Verenas machen sich auf, wie es sich für einen Sonntag gehört, die Kirche in unserem Township zu besuchen. Mehr Weiße, als wir erwartet haben (aus England und Amerika). Und als der Gottesdienst beginnt, sind wir begeistert. Alle beginnen nach und nach aus den Reihen zu tanzen und sich zu den Liedern zu bewegen. In dem Saal, der an eine schickere Turnhalle erinnert, spielt auf einer kleinen Bühne eine Band. Im Hintergrund hängt eine Leinwand mit dem Liedtext darauf, damit auch alle die Hände zum tanzen frei haben. Eine tolle Stimmung herrscht. Auch der Weiße Pfarrer ist mit Übereifer dabei und predigt euphorisch.
Beim Hinausgehen übermannt uns aus dem Zelt neben der Halle dröhnende Musik: Kindergottesdienst. Natürlich schauen wir da rein und werden sofort mitgerissen. Wie die Kinder bei uns ruhig sein und sitzen sollen, so werden sie hier aufgestachelt. Ein heilloses Durcheinander. Die Kinder hüfen, tanzen, schreien so laut sie können. Scheint Spaß zu machen, also warum nicht ausprobieren – es macht Spaß! Wie im Flug vergehen die 2 Stunden in der Kirche und wir eilen nach Hause, wo schon die anderen warten um ans Kap zu gehen.

Nach langem Hin und Her (bis auch jeder seine 7 Sachen beisammen hat) kommen wir endlich los und fahren mit dem abenteuerlichen Bustaxi aus dem vorigen Jhdt in Richtung Kap. Zum Glück hat Felix seine Musikboxen und Anne ihren MP3 Player dabei, denn die Fahrt dauert wirklich lange.
Auf der Strecke liegt der kleine Hafen Simon’s Town. Ein wunderschöner Sandstrand mit Felsformationen, Granitblöcken. Und obwohl manche nicht zum ersten Mal hier sind, finden wir den Hintereingang zum Boulders Beach nicht auf Anhieb, d.h. wohl doch Eintritt bezahlen... Lohnt sich aber. So nah und in Freiheit habe ich noch nie Pinguine gesehen. Man erkennt, dass sie sich wohl fühlen. Von Baby- bis Omapinguine, alle Altersstufen sind vorhanden.
Kurze Zeit später befinden wir uns schon wieder im Bus, denn es ist noch eine gute Strecke bis zu unserem Ziel. Es bleibt nicht einmal mehr Zeit zum gemütlichen Mittagessen. Doch wir sind ja mittlerweile einiges gewohnt und in der Lage zu improvisieren: Ich schneide Brot, Rebecca ist für Aufstrich zuständig, Anne für Wurst und Käse. Wie am Fließband werden Brote angefertigt, bis alle Mäuler gestopft sind und Ruhe einkehrt.
„Ein Affeeeeeeeeeeeeeeeeeee!!!!“ Alle starren überrascht aus dem Fenster, als am Straßenrand ein Baboon sitzt. In aller Ruhe sitzt er da, als Autos an ihm vorbei brausen. Wir hingegen verlieren fast die Insassen, als die Tür mal wieder nicht in ihrem Schloss verharren will. Anna und Thembi müssen ihre Füße dagegen stemmen. Schon eigenartig, dass keiner mehr groß über solche Ereignisse beunruhigt ist. Vielleicht liegt es an der Gelassenheit unserer Afrikanischer Begleiter, Thembi, Khusta und Simpewe, vielleicht sind wir aber auch langsam diesen Verkehrsmitteln gegenüber so abgestumpft, dass uns nichts mehr so leicht aus der Fassung bringen kann.

Am Eingang zum National Park zum Kap der guten Hoffnung erwarten uns übermäßig hohe Preise, die wir widerwillig bezahlen um nicht noch mehr Zeit zu verlieren.
Schon auf dem Weg zum Parkplatz sehen wir, dass sich der Preis mehr als gelohnt hat. Die Aussicht ist der Wahnsinn und der Weg hinaus auf die Felsklippen wunderschön. Ein atemberaubender Ausblick bietet sich uns von dort aus auf den weiten Ozean. Wäre es nicht schon spät und kühl, hätte von uns mit Sicherheit niemand etwas gegen eine Runde im Wasser gehabt. Helle Sandstrände und türkisgrünes bis dunkelblaues Nass erstrecken sich in der Tiefe.

Zu schnell müssen wir unseren Rückweg antreten und fahren in einen orangeroten Sonnenuntergang, der sich über den Horizont erstreckt.
In Afrika dauert die Dämmerung nicht so lange an und es wird schneller dunkel. Manche müde Knochen schlafen dann ein und werden, wie heute der Fall, von einem lauten Aufschrei geweckt. Dank einem der Vollbremsung gleichenden Bremsen werden die Affen, die vor uns die Straße besiedeln, verschont. Ein ganzes Rudel überquert die Straße, rettet sich auf die Felsen am linken Straßenrand und wird von unserem Blitzlichthagel überschattet. Scheint ihnen aber nichts auszumachen – in einer Seelenruhe laufen sie auf den Felsen entlang. Auch eine Mutter mit ihrem Kind auf dem Rücken können wir entdecken.
Nach einen spektakulären Wendemanöver, das unsere Glieder in eine Art Leichenstarre versetzt, können wir wieder weiter. (Die Straße war etwa so breit wie unser Bus lang, links Felsen, rechts Abgrund: wir wenden.....)

Bei Zoleka angekommen geht’s schnell ans Umziehen. Lange Unterhosen, 2 Paar Socken, Mütze, Schal und auf geht’s zu Lloyds Grillparty.
Als wir dort ankommen werden wir herzlichst empfangen und bekommen für unsere ausgehungerten Mägen erstmal ein paar Snacks (Kekse mit Dip zum Appetit anregen^^) Zum Essen gibt es nach längerem Warten Lamm und Hähnchen. Gegrillt, versteht sich. Spektakulär nur dies anzusehen und entzieht sich jeder Beschreibung. Nicht zu vergessen, es hat gut geschmeckt (für diejenigen, die sich getraut haben). Für Vegetarier hab es gegrillte Kartoffeln und Pilze.
Nun waren wir wieder gestärkt für gut Gespräche, Tillys Geburtstagsständchen, Straßentänze und Partyyy.
Nach Hause torkelnde Passanten hatten auch ihren Spaß bei uns und stellten unsere Tanzbemühungen in den Schatten. Als eine Oma auf der Straße herumhüpfte war es um uns geschehen. Unglaublich wie fit und vor allem lebendig es hier zugeht.
Leider waren wir selbst durch den ereignisreichen Tag nicht mehr so lebendig und machten uns bald schon auf den Heimweg ins Bettchen.
So schnell verging dieser Sonntag, viel zu schnell, wie die meisten Tage...


Hiermit möchte ich meine Familie und Freunde grüßen und alle die mich kennen :)
Verena M.

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