Donnerstag, 6. August 2009

Montag, 3.8. von Solveigh Borlinghaus

Montag –der Tag nach der Party.

Ohwaia, ich glaube, es gab niemandem dem Tillis Geburtstagsparty vom Vortag nicht noch in den Knochen gesteckt hätte –hätten wir bloß am Samstag rein statt am Sonntag rausgefeiert. Wie dem auch sei. Zumindest ich musste früh raus, um zusammen mit Thembi Zoleka ans kapstadter Waldorfinstitut zu fahren (momentan noch Zolekas Hauptarbeitsplatz). Thembi musste mit, um das Auto zurück zu fahren und ich musste mit, weil ich einen Führerschein habe, den ich im Fall von Kontrolle oder Unfall hätte vorweisen können. Äh. Schon klar... Zoleka ist dieses Jahr nicht so freizügig mit ihrem Auto wie letztes Jahr –der Motor knattert und pufft und vor allem sie und ich sind froh, wenn es diese Woche noch überlebt.
Wieder zurück galt es den Rest der Mannschaft aus dem Bett und and die Baustelle zu transferieren. Schon hier meldeten sich einige krank und auch ich fühlte mich eher zum erbrechen.
Die Anzeichen standen auch weiter auf rot. Als Thembi und ich den bei uns beiden nicht sonderlich beliebten aber dabei fast allmorgendlichen Einkaufstrip starteten mussten wir zu allererst feststellen, dass unser Workcampkonto nicht mehr gewillt zu sein schien, uns weiter Geld auszuspucken. Wir probierten verschiedene Banken und verschiedene Automaten –genug Zeit für mich, um nervös zu werden. Allgemein haben wir das Problem, mehr Geld zu benötigen (und auch mehr Geld zur Verfügung zu haben), als wir täglich abheben können (limitiert auf R 6.000) und die Aussicht nun überhaupt kein Geld mehr abheben zu können, war mir alles andere als willkommen. (Das Problem löste sich am nächsten Tag, indem der ATM wieder Geld ausspuckte. Zur Erklärung scheint mir Thaddäus’ These am plausibelsten, dass sich die Limitierung jeweils auf 24 Stunden beziehen muss.)
Zurück auf der Baustelle lieferten wir die Materialien ab, die wir noch mit unserem alten Geld hatten erstehen können, aber dann hielt ich es nicht mehr lange aus und musste zurück, um mich wie so viele andere auch zu übergeben und dann ins Bett zu legen.
Als ich um sechs Uhr abends wieder aufwachte erwarteten mich einige freudige Neuigkeiten: Die Gruppe war zurück und hatte von nicht wenigen Erfolgen zu berichten: Sie hatten den ersten der beiden Räume komplett fertig verputzt und außen die Grundierung fertig. Wow, so langsam nahm die Sache gestalt an. Überhaupt kann man die Arbeit wohl nicht genug loben, wenn man bedenkt, dass, als Tom und Felix vor fast exakt 3 Wochen die aller ersten auf der Baustelle waren noch kein Stein auf dem anderen stand.
Auch der Abend sollte noch einige Erfolgserlebnisse bringen. Zuerst gab es Lasagne von Zoleka (gelungene Mahlzeiten sind dieses Jahr gezählt: Mittags wird nicht wie letztes Jahr für uns gekocht sondern wir begnügen uns mit mäßigen Sandwiches auf der Baustelle und auch für abends findet sich kaum mal jemand, der der Kochherausforderung wirklich gewachsen wäre). Nach dem Abendessen stellte sich einer meiner Lieblingsmomente ein: Alle sind müde und satt im Wohnzimmer versammelt, aber durch den erfolgreichen Tag auf der Baustelle noch immer motiviert, um im Stuhlkreis über Aktuelles und weitere Arbeitsschritte zu sprechen. Zunächst beeindruckte Susi mit ihrem Tageswerk: ein allumfassendes und durchdachtes Konzept für unsere gemeinsame Dokumentation und danach ging es wieder einmal um das Für und Wider bezüglich des geplanten Freizeitprogramms für Dienstag. Bei letzterem Punkt wiesen einige darauf hin, dass die geplante Robben Island Tour angesichts der bevorstehenden Arbeit wohl nicht sehr angebracht sei, und man einigte sich darauf, dass doch die, die gehen wollen würden schon zwischen 8 und 8:30 mit der Arbeit beginnen sollten, der Rest dafür etwas länger schlafen dürfe und dafür am Nachmittag arbeiten müsse.
Im Anschluss an den allgemeinen Stuhlkreis (übrigens laufen diese zumeist auf Deutsch ab) gab es noch eine weitere Besprechung, an der alle teilnahmen, die sich für Tage in Berlin verantwortlich fühlen (obwohl nur 5 mitkommen können, waren da: Susi, Verena, Andreas, Thaddäus, ich, Anna und Felix). Netterweise haben sich Anna, Susi und Verena bereiterklärt die erbetenen Stellwände zu gestalten, Fotos zu selektieren und die nötigen Texte zu verfassen.
Als alles besprochen war und alle genug hatten von Thaddäus’ und Felix’ Witzen, die sich der Besprechung anschlossen, war es elf. Nun trat eine der typischen Situationen ein: Siphiwe, von der Arbeit zurück, beginnt durch Musik und Späße im Wohnzimmer für Atmosphäre und Stimmung zu sorgen und keiner will mehr ins Bett. Normalerweise überlasse ich der Gruppe immer gänzlich, wann wer ins Bett geht (und bisher hat auch immer noch jeder, auch die die schon Nächte durchgemacht haben am nächsten Tag voll mitgearbeitet), doch dieses Mal hatten wir besprochen, einigermaßen zeitig ins Bett zu gehen (alle hatten gleich wenig geschlafen und den vorherigen Tag noch gleichermaßen in den Knochen) und ich beschloss nach kurzem Einverständnis den Abend durch Abdrehen der Musik zu einem einigermaßen abrupten Ende zu bringen. Die Lösung war wohl ganz praktisch, weil so jeder sicher gehen konnte, dass er nichts mehr verpassen würde. Es ist halt immer das gleiche: Die Zeit vergeht so schnell, die Tage sind so kurz und vor allem abends gibt es stets Befürchtungen, dass es doch noch etwas zu verpassen geben könnte.

Ausblick über das Workcamp hinaus:
Immer wieder beeindruckt mich die große Einsatzbereitschaft von allen. Wobei wir uns dieses Jahr aber auch besonders viel vorgenommen haben:
o unsere Dokumentation soll sehr ausführlich werden
o 2 Filme sind in Arbeit
o im Oktober sind fünf von uns in Berlin, um die Auszeichnung durch Children-for-a-better-World e.V. als eines der acht besten deutschen Jugendprojekte entgegen zu nehmen.
o wir wollen uns auf den 1. September für den Unesco Dekade-Titel für Nachhaltige Bildungsprojekte bewerben
o wir wollen uns für das nächste Jahr bei dem EU-Programm „Youth in Action“ um Spendengelder bemühen.
o Bilderabende sollen schon jetzt geplant werden
o Artikel für Internet und verschiedene Zeitungen sollen verfasst werden
o sobald wie möglich soll ein Nachtreffen stattfinden
o und, und, und...

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