Donnerstag, 6. August 2009

Dienstag, 4.8. von Susanne M.

04.08.09

Mal wieder stehe ich um sieben Uhr auf, um stressfrei und in aller Ruhe meinen Morgen zu beginnen. Die Motivation sich so früh aus dem Bett zu reißen ist diesmal besonders groß, denn wenn die fleißigen Arbeiter bis Mittag ihre Aufgaben erfüllt haben, steht Robben Island für das Nachmittagsprogramm an. Auf dieser ehemaligen Gefängnisinsel war Südafrikas erster schwarzer Präsident fast zwei Jahrzehnte inhaftiert, also ein Stück Geschichte, was sich die Hälfte der Gruppe nicht entgehen lassen will, aber entgehen lassen muss.
Warum?
Freundlich werden wir morgens durch eine SMS über den starken Wellengang informiert. Die Fahrt auf der Fähre zur Insel ist also abgesagt. Nun gut, dann werden wir uns eben den ganzen Tag lang den Streicharbeiten widmen.
Der Flur wird weiter vom inoffiziellen Bauchef Felix mit viel Hingabe verputzt und die Außenwände des Neubaus sollen heute die zweite Schicht Farbe erhalten.
Zu Beginn ignorieren wir noch sehr erfolgreich die katastrophalen Wetterbedingungen bis wir einsehen, dass es sogar uns Idealisten nicht gelingen kann die Farbe bei Regen und Wind anzubringen.
Das heißt wir vertagen unsere Arbeit auf morgen. Mal wieder. Wie immer. Wie viele Tage haben wir noch? Ach, ich möchte das lieber nicht wissen. Wir versuchen die Enttäuschung in einen neuerstellten Zeitplan zu verdrängen, der als Mutmacher fungieren soll. Denn große Pläne schmieden können wir weiterhin sehr gut.
Zum schlechten Wetter kommen weitere Krankheitsfälle hinzu, die das Haus zu einer Virussammelstelle umwandeln. Hier ist alles dabei: Bauchschmerzen, Übelkeit, Erkältung und der ein oder andere schlechte Witz über die Schweinegrippe bekommt seine Aufmerksamkeit.
Das Stichwort „Vangatemal“ kann schließlich wieder einige in bessere Stimmung versetzen. Konsum soll bei Frust bekanntlich wahre Wunder bewirken und auch die Herren der Schöpfung können sich gegen das Klischee behaupten und haben am Ende Materielles vorzuzeigen.
Am Abend lassen wir uns von Andreas und Bernd mit Pfannekuchen verwöhnen. Das kleine Festmahl leitet unseren Sitzkreis ein, der unser Bewusstsein für unsere Arbeit und unsere Position für diese drei Woche hier in der Gemeinde zu schärfen. Dabei hören wir gespannt Thembi, Zolekhas Sohn, und Sphiwe, sein Cousin zu, die ihre Meinung zur Nachhaltigkeit des Projekts ausdrücken. Ikwezi Lokusa, als besonderer Kindergarten, gibt Kindern aus der Gemeinde eine Struktur im Alltag, die das soziale Miteinander lernen anstatt ziellos auf der Straße zu spielen. Denn Langeweile kann so manch einen nutzlosen Gedanken wachrufen. Aber nicht nur Zuversicht und Optimismus kommt zum Ausdruck. Thembi äußert sich auch kritisch zu unserer eigenen „Verputzaktion“.
Vielleicht wäre es eine gute Idee gewesen einen Bewohner aus der Gemeinde Tambo Village zu fragen, ob er uns beim Verputzen der Wände hilft. Dies hätte nicht nur zu einer schöneren Gestaltung der Wände geführt, sondern hätte auch zur besseren Verständigung zwischen der Community und unserer Gruppe beigetragen.
Dieses Gespräch hat mich persönlich noch zu vielen Gedankengängen und neuen Fragestellungen bewegt und ich glaube, ich kann für alle schreiben, dass wir uns heute ebenso bewusster geworden sind über die Wichtigkeit und Bedeutung des Perspektivenwechsels.

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